Die diesjährige Soirée am Saarpolygon stand ganz unter dem Eindruck launiger Wetterkapriolen. Zogen den ganzen Tag noch heftige Schauer über die Ensdorfer Bergehalde hinweg, klarte der Himmel wie durch ein Wunder kurz vor dem Konzert auf und ließ die Sonne zum Vorschein kommen.
In entsprechend froher Stimmung empfing das Publikum der mit 240 Karten ausverkauften Soirée die in einem edlen Gewand auf der Bergehalde erschienene Konzertpianistin Anna Khomichko.
Folgerichtig begann das Konzert nach der Begrüßung der Gäste durch das Vorstandsmitglied Volker Hagelstein mit einem heiteren Stück von Mozart, der Sonate KV 333, mit der die Pianistin sogleich ihre präzise und kultivierte Anschlagstechnik demonstrierte. Mit perlenden Läufen ließ die Künstlerin unbeschwert ihre Finger die Tasten hoch- und hinunterlaufen, ganz im Kompositionsstil von Mozart.
Dass die Stimmung des alten Meisters der Wiener Klassik auch von Wehmut geprägt sein konnte, zeigt sich eindrucksvoll im Adagio KV 540, das Mozart in einer finanziell schwierigen Lebensphase niederschrieb. Anna Khomichko verstand es, Mozarts innere Stimmung durch fein akzentuierten Tastendruck zu entfalten, so dass das Publikum den Klängen lauschend seine damaligen Empfindungen erspüren konnte.
In den 10 Variationen „Unser dummer Pöbel meint“, KV 455 kam der „äußere“, fröhliche Mozart dann wieder zum Vorschein. Die aus heiterer Laune komponierten Variationen über ein Thema von Gluck wurden gekonnt mit schnell variierendem Spielwitz von Anna Khomichko wiedergegeben.
Nach der Pause, in der die Gäste auf dem Haldenplateau umherflanieren und sich stärken konnten, folgte nach der eher formellen Wiener Klassik die ganz anders geartete Epoche der Romantik, eine Zeit, die von ausgeprägten inneren Emotionen getragen war. Hier zeigte Anna Khomichko ihre weitere Stärke, nämlich mit feinem Spürsinn in das seelische Empfinden der Komponisten einzutauchen. Federleicht erklang Chopins Andante spianato op. 26, die verhaltenen Klänge des nocturneartigen Stückes schwebten wie ein Hauch über das Haldenplateau. Doch wer soeben noch musikalisch mitgeträumt hatte, wurde durch die nachfolgende Polonaise billante schlagartig aus seinen Träumen herausgerissen. Mit Vehemenz „galoppierte“ Anna Khomichko auf den schwarz-weißen Tasten flugs drauf los, in einem unvermittelten Gefühlsausbruch, passend zu dem folkloristischen Paradestück Chopins. Als wäre der hiervon Himmel stimuliert, zuckten am fernen Horizont Gewitterblitze dazu.
Die emotionale Abrundung des Konzerts unter freiem Himmel brachten vier Stücke aus den Moments musicaux op. 16 von Rachmaninov. Als Komponist zur Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert wurde er gerne als letzter Romantiker bezeichnet. Die tief emotionalen Stücke der Spätromantik passten zu dem sich allmählich über der Bergehalde verdunkelnden Himmel. Bewegt verfolgte das Publikum die eindringlich klingenden Harmonien von schier unendlich scheinender Länge. Mit einem gewaltigen Maestoso setzte Anna Khomichko dann den Schlusspunkt unter ein exzellentes Konzert.
Als Dankeschön gab es unter großem Applaus einen bunten Blumenstrauß aus den Händen des Vorsitzenden des Fördervereins, Hans-Jürgen Becker. Danach folgte als Zugabe die Etude op. 4 Nr. 3 von Szymanowski, die wie ein süßer Nachklang zu dem zuvor Gehörten wirkte. Die Zugabe kam gerade noch rechtzeitig, bevor dunkle Regenwolken das Haldenplateau erreichten.
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